Mit Sorgen umgehen

Ich weiß ja nicht wie es dir damit geht, aber ich mache mir recht schnell Sorgen. Seit ich depressiv, bin passiert mir das schneller als früher. Oft sind es Sorgen über Dinge, die ich nicht wirklich in der Hand habe. Sich Sorgen machen ist normal. Aber wenn sie das Leben bestimmen, die Gedanken sich nur noch um die Sorgen drehen und der Anlass dazu nicht in Relation steht, dann ist es meiner Meinung nach Zeit, etwas dagegen zu machen. Ich möchte dir Möglichkeiten zeigen, mit Sorgen umzugehen, die bei mir oder anderen ganz gut funktionieren.

Strategien, mit Sorgen umzugehen

Zuerst überlege ich mir, um welche Art von Sorge es sich handelt. Ist es eine Sorge, die mich persönlich betrifft (z.B. wird mein Schwerbehinderten-Ausweis verlängert) oder eine, die allgemein im Raum steht (z.B. der Krieg in der Ukraine, das Leid der Frauen in Afghanistan). Ist es eine Sorge, wo ich aktiv etwas tun kann (z.B. mit Havanna auf die Assistenzhunde-Nachprüfung trainieren) oder wo ich nichts aktiv tun kann (z.B. mein Blasentumor wieder zurück kommt). Je nachdem, was für ich eine Sorge habe, habe ich eine unterschiedliche Strategie, die aber für jeden anders ausschauen kann. Was bei dir hilft, musst du leider selbst ausprobieren.

Nachdenk-Buch/Gedanken-Sortier-Buch

Ich habe ein DIN A5 College Block, wo ich meine Gedanken sortiere. Mit einer Art Mind-Map überlege ich mir, warum mich ein Thema so beschäftigt, was es in mir auslöst, was ich aktiv tun kann, um dem Problem zu begegnen. So wird mir die Situation klarer und ist nicht wie eine große undefinierbare bedrohliche schwarze Wolke, die über mir schwebt. Wenn ich nun auch noch weiß, was ich aktiv tun kann, dann stehe ich dem Ganzen noch weniger hilflos gegenüber. Das alles hilft meist schon, dass sich die Sorge minimiert.

Sorgenfresserchen

Für Kinder gibt es lustige Stofftiere, die als Sorgenfresser gestaltet sind. Das Kind kann seine Sorge auf Papier schreiben oder malen und in den Mund des Stofftieres stecken. Was so süß und niedlich klingt, ist im Prinzip eine sehr gute Distanzierungsübung. Als Erwachsener lernt man dafür Imaginationsübungen (siehe weiter unten), was bei mir aber nicht so gut funktioniert. Aber die Sorge ganz bewusst auf einen Zettel zu schreiben und sie bewusst in ein Sorgenfresserchen zu stecken, hilft mir sehr gut. Dafür habe ich ein Sorgenfresserchen für Jugendliche und Erwachsene entwickelt, das du bei mir zu Materialkosten erwerben kannst (siehe unter Nützliches). Du kannst aber auch ein Säckchen oder Ähnliches dafür benutzen.

Gebetbuch

Ich bin gläubig, glaube, dass Gott die Welt geschaffen hat und er die höchste Instanz ist. Im Gebet bringe ich Gott meine Sorgen und Nöte, aber oft lassen mich die Sorgen trotzdem nicht los. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, wenn ich ein Gebet aufschreibe, es, wenn möglich, dabei laut ausspreche, ich dann besser loslassen kann. Dafür habe ich ein kleines DIN A6 Buch, wo ich meine Gebete rein schreiben kann. Besonders bei Themen, wo ich überhaupt keinen Einfluss nehmen kann, weil es z.B. die weltpolitische Lage betrifft, bin ich dankbar, dass ich mich an jemand Höheres wenden kann. Egal, ob du an Gott, Allah, Jahwe oder das Universum glaubst, Gebete können dir helfen, Sorgen an „höherer Stelle“ abzugeben.

Imaginationsübungen

Mit Imaginationsübungen kann man sich auch von Sorgen distanzieren und loslassen. Dabei schließt man die Augen und stellt sich z.B. einen Tresor vor. Man beschreibt ihn sich innerlich ganz genau ( wie sieht es genau aus, welche Farbe hat er, was für ein Schloss hat er, etc.) und legt dann einen Gegenstand, der die Sorge repräsentiert hinein. Oder man geht in Gedanken einen Weg entlang und wirft die Sorgen in die Abfalleimer, die sich dort befinden. Man kann auch die Sorgen in Kisten auf Holzblöcken entlang des Weges ablegen. Für manche klappt das prima, ich brauche dafür eine therapeutische Anleitung, damit es funktioniert. Aber wie überall, probieren geht über studieren!

Entspannungsübungen

Entspannungsübungen können auch eine gute Möglichkeit sein, aus der Sorgenspirale wieder herauszukommen. Es gibt so viele Entspannungstechniken, dass ich irgendwann mal einen eigenen Beitrag dazu schreiben werde. Was alle gemein haben, ist, dass man sie gut üben muss, damit sie dann, wenn man sie braucht, gut wirken können.

Gespräch mit anderen

Ein Gespräch mit einem guten Freund oder Freundin kann auch sehr hilfreich sein, wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen kann. Gerade, wenn man sich total in der Sorge verloren hat, kann ein Gespräch wieder erden und eine neue Perspektive entwickeln.

Professionelle Unterstützung

Manchmal braucht man auch professionelle Unterstützung. Sei es die Telefonseelsorge, die Nummer gegen Kummer, der Sozialpsychiatrische Dienst, der Krisendienst, die Beratungsstelle, Bündnis Depression, den TherapeutIn oder PsychiaterIn. Auch, wenn es sehr schwer fällt, sich dort zu melden, mache es. Die sind dafür da, das ist ihre Aufgabe.

Medikamente

Ich bin dankbar, dass es Medikamente gibt, auch wenn sie manchmal, wie z.B. Tavor, nicht ohne Risiken sind. Aber Medikamente lösen in diesem Fall nicht das Problem bzw. die Sorge. Deshalb probiere ich erst mal alle anderen Strategien aus, bevor ich Medikamente nehme. Medikament können dabei helfen, sich wieder zu sammeln, aus der Sorgen-/Gedankenspirale herauszukommen. Es kann eine Chance sein, sich während der Wirkungsdauer des Medikaments, sich besser mit der Sorge auseinander zu setzen und Strategien zu entwickeln.

Fazit

Du siehst, es gibt so viele Möglichkeiten, mit Sorgen umzugehen. Es gibt sicherlich noch viel mehr. Was bei dir hilft, was dir in der jeweiligen Situation gut tut, musst du leider selber herausfinden. Ich hoffe aber, dass du das für dich Passende findest.

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