Arztbesuche stellen für Menschen mit Depressionen und psychischen Belastungen immer eine Herausforderung dar. Zum einen muss man pünktlich zu einem Termin dort sein, dann die Wartezeit aushalten, im Arztgespräch voll konzentriert sein und womöglich auch noch unangenehme Untersuchungen über sich ergehen lassen. Ich habe mir mit der Zeit ein paar Strategien entwickelt, um die Arztbesuche, sei es Psychiater, Zahnarzt, Frauenarzt, Urologe, Augenarzt, etc., erträglicher und effektiver zu gestalten.
Aufschreiben Da ich durch die Depression recht vergesslich bin und Gedankenkreisen absolut kein Fremdwort für mich ist, schreibe ich mir alles, was ich für den Arztbesuch brauche auf. Ich notiere mir den genauen Termin, wie ich dort hin komme, wann ich von zu Hause los gehen muss. Auch meine Beschwerden, Fragen und evtl. Rezeptwünsche schreibe ich auf. Ansonsten vergesse ich die Hälfte vor lauter Aufregung beim Arztgespräch. Habe keine Angst einen Zettel mit ins Arztgespräch zu nehmen. Mich hat noch nie ein Arzt deswegen schief angeschaut. Eher im Gegenteil, ich habe positive Rückmeldungen bekommen, dass ich so gut vorbereitet bin. Auch schreibe ich gerne die Anweisungen des Arztes auf diesen mitgebrachten Zettel. So weiß ich auch noch nach dem Termin, was wir genau besprochen haben. Die Ärzte warten lieber die Minute, bis man alles aufgeschrieben hat, als dass man später in der Praxis nochmal nachfragen muss oder sogar die Anweisungen falsch befolgt. Ich habe hier ein Formular für dich entwickelt, das du dir herunterladen kannst, wenn ich es geschafft habe, die Download-Funktion zu aktivieren. Bis dahin musst du leider mit dem Bild Vorlieb nehmen. Natürlich braucht man dafür nicht unbedingt ein Formular, ein einfacher Zettel tut es auch.
Wartezeit überbrücken Das Schlimmste am Arztbesuch ist für mich das oft lange Warten. Meist nehme ich mir deshalb ein Buch oder mein Strickzeug mit. Mit den im Wartebereich angebotenen Zeitschriften kann ich meist nichts anfangen. Nach ca. 45 min warten, frage ich meist an der Anmeldung vorsichtig nach, wie lange es noch dauern wird, damit ich mich darauf einstellen kann. Ich mache das ganz freundlich und ohne Vorwürfe an die Sprechstundenhilfen, weil die ja nichts für die langen Wartezeiten dafür können. Wenn ich schon beim Betreten der Praxis sehe, dass das Wartezimmer sehr voll ist, frage ich gleich nach. Ich tue mir leichter längere Wartezeiten auszuhalten, wenn ich mich darauf einstellen kann.
Unangenehme Untersuchungen Es gibt Untersuchungen, die sind meiner Erfahrung nicht tragisch sind, z.B. Blasenspiegelung, aber ein Abstrich beim Frauenarzt lässt mich regelmäßig an der Decke kleben. Das empfindet jeder Mensch anders. Bei unangenehmen Untersuchungen versuche ich mich abzulenken und mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Bei der Zahnreinigung z.B. zähle ich die Lamellen der Neonröhre oder versuche meine Zehen zu spüren. Eine Blutabnahme ist für das Praxispersonal immer eine Herausforderung. Inzwischen weiß ich, wo meine Vene in der Armbeuge entlang läuft und kann das der Helferin mitteilen. Die ist glücklich, dass sie trotz „Blindflug“ die Vene trifft und ich bin glücklich, dass es auf Anhieb klappt.
Erholungspause Nach einem Arztbesuch bin ich platt. Danach brauche ich erst mal eine Pause, um alle Eindrücke zu verarbeiten. Damit es mir nicht zu viel wird, planen ich an diesem Tag keine weiteren Aktivitäten ein.
Arzttermine sind wichtig, auch wenn sie – zumindest für mich – jedes Mal ein Kraftakt sind. Mit ein bisschen Vorbereitung lassen sie sich aber erträglich machen. Ich hoffe, es sind für dich ein paar Tipps dabei, die dir helfen. Wichtig ist, dass du deinen ganz eigenen Weg findest.